abseitiges

2010/04/14

יום השואה

Die Sirene
Ihr wart das, nicht ich
Was habt Ihr getan
Fühlt es doch mal
Verdammt, FÜHLT ES
Sand in den Augen
Ihr seid alle weg
aber Ihr habt es dagelassen

2010/01/31

Selbstmordanschlag in Beer Sheva

„Allo?“ – „Ann-Kathrin?! Where are you?“ – „In Tel Aviv, why? “ – „You are not in Beer Sheva?“ – „No, WHY Peter?“ – „There was an attack. Two busses. I’m glad you’re ok.“

Das war mein Mitbewohner Peter. Ein Anschlag in Beer Sheva? In meinem Beer Sheva? In dem Ort, den ich meinen Eltern immer als den sichersten in ganz Israel verkauft habe. Weil keine Touristen, weil mitten in der Wüste, weil ... ich weiß auch nicht mehr. Das Café in der Allenby Street, in dem ich sitze, der Verkehrslärm, das Surren der Klimaanlage rücken in den Hintergrund. Ungläubig schaue ich meine Freunde an. Ich bin scheinbar ganz fahl geworden. „Da war ein Anschlag in Beer Sheva.“ Mehr kommt nicht raus. „Zwei Busse.“ Ich wiederhole Peters Worte. Erst letzte Woche saß ich in einem dieser alten, ruckelnden, stets überfüllten Busse zum zentralen Busbahnhof in Beer Sheva. Ich hatte ein komisches Gefühl, wegen der vielen verhüllten Frauen, der Beduinen in ihren langen Gewändern. In Tel Aviv, wo ich jetzt wohne, sieht man so etwas nicht. ‚Vorurteile, Stereotypen, Diskriminierung – lass das!ʻ, habe ich die Gedanken damals zur Seite geschoben.

Lilach! Plötzlich bin ich wieder im hier und jetzt. Das ist meine Freundin, sie studiert in Beer Sheva, so wie ich im letzten Wintersemester. Ich drücke die Wahlwiederholung in meinem Handy. Tut, tut, tut, tut, nichts. Noch einmal. Tut, tut, tut, tut, nichts. Die Verbindung wird immer wieder untergebrochen. Eigentlich müsste sie jetzt in ihrem Seminar sitzen, oder zumindest irgendwo auf dem Unigelände sein. Den Bus nimmt sie doch selten. Scheiße! Noch einmal: Tut, tut, tut, „I’m ok, I’m ok!“ Schon ist sie wieder weg.

Wir brechen auf. Die Allenby hinunter. In den Cafés, Schuh-, Taschen-, Billigklamottenshops und den unzähligen Imbissen laufen die Fernseher. Rauch, zwei Buswracks. Magen-David-Adom-Bullis, Körper auf Tragen, grellgelbe Capes, Kameramänner, eine Reporterin. „Zwölf Tote, mehr als 50 Verletzte werden ins Soroka-Krankenhaus gebracht ...“ ‚Es ist sogar einer von den modernen Bussen dabeiʻ, denke ich abwesend, schaue auf die Bilder.

Meine Aufmerksamkeit ist schon wieder auf der Schenkinstraße, dem Ziel unseres Shoppingausfluges. Die Katastrophe in Beer Sheva versteckt sich in der Bildröhre. Mit neuer Spritzigkeit stürzen wir uns ins schwitzige Gewusel, drängen uns zwischen die jungen Israelinnen. Hosen werden vom Ständer in Richtung Umkleidekabine gezerrt – passt – „Nehme ich!“

Eine Weile später verabschieden sich meine Freunde. Sie fahren mit dem Auto zurück nach Kfar Saba. Ich nehme natürlich den Bus.