Seit er im Alter von neun Jahren nach Israel gekommen ist, hat sich Schaul Mofas nach oben gekämpft. Als orientalischer Jude in einer europäischen Machtelite. Nun wird er als
gebürtiger Iraner vielleicht den Militärschlag gegen sein Herkunftsland befehligen – oder Israel und die Palästinenser versöhnen? Für beides spricht einiges.
„Mofas hat gelernt, dass es immer einen Weg gibt. Wenn nicht durch die Tür, dann durchs Fenster“, schrieb der israelische Kolumnist Ofer Shelah vor einigen Wochen. Ursprünglich meinte er damit wohl den unbedingten Willen des frischgebackenen Oppositionsführers, die Regierung von Premier Benjamin Netanjahu zu Fall zu bringen – so wie Mofas bisher vieles in seinem Leben mit eiserner Disziplin verfolgt hat: wie er zum Israeli wurde, dann zum Soldaten und dann zu einem von ihnen, den mächtigen Männern in Israel. Shelah hat sich sicher nicht ausmalen können, um wie viel zutreffender seine Worte nur wenige Tage später sein würden, als Mofas Benjamin Netanjahu zum stärksten Ministerpräsidenten Israels seit Staatsgründer David Ben Gurion und sich selbst zum Vize-Premier macht.
Mofas’ Karriere ist damit an ihrem bisher höchsten Punkt angelangt. Aber kann er mehr sein als der Königsmacher? Israel steht im Frühsommer 2012 an einem kritischen Punkt. Ein Militärschlag gegen den Iran liegt in der Luft. Das warme Wetter wird die jungen Demonstranten zurück auf die Straße holen, die die Gräben zwischen säkularer und religiöser Gesellschaft hervortreten lassen. Schließlich der Siedlungsbau: Während die Regierung behauptet, keinen Ansprechpartner bei den Palästinensern zu haben, ist man im Hintergrund dabei, weite Teile des Westjordanlandes mit illegalen Outposts zu zerstückeln – eine Strategie, die von den Palästinensern nur als Provokation empfunden werden kann.